Technik-Ecke G3 vom 7. Oktober 2005

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ADSL2+-und VDSL2-Ankündigungen

(Die vorliegende Technik-Ecke wurde gemeinsam mit Sebastian Wagner, Praktikant von der TU Dresden, erstellt).
In der Ausgabe G 2 der Technik-Ecke, die am 5. August 2005 veröffentlicht wurde, ist eine Übersicht zu den bis dahin angekündigten ADSL2+- Projekten in Deutschland gegeben worden. In der schnelllebigen Zeit sind weitere Ankündigungen,
unter anderem zu VDSL2, dazu gekommen. Mit der vorliegenden Ausgabe der Technik-Ecke soll ein aktueller Stand vermittelt werden.

Deutsche Telekom
Die Deutsche Telekom AG (DTAG) hat bekannt gegeben, dass das bereits seit längerer Zeit angekündigte Pilotprojekt in den beiden Großstädten Hamburg und Stuttgart startet [G3.1]. Dort können bis März 2006 insgesamt etwa 800 Kunden mit den neuen Standards ADSL2+ und VDSL2 in den Genuss zweistelliger Bandbreiten, jeweils 16 MBit/s und 25 MBit/s in Abwärtsrichtung, kommen.
Seit Ende Mai dieses Jahres laufen in Hannover bereits die ersten Versuche mit einigen wenigen Kunden. Nach dem Test, Ende März 2006, wird entschieden, ob die getestete Technik flächendeckend eingeführt wird.
Zur IFA verkündete die DTAG, die 50 größten Städte Deutschlands im Jahr 2007 mit VDSL2 versorgen zu wollen. Die ersten Teilnehmer sollen bereits Mitte 2006 angeschlossen werden. Hierfür ist ein Investitionsvolumen von etwa drei Milliarden Euro vorgesehen. Ziel ist es, bis zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland erste Systeme der neuen
VDSL2-Generation bereitzustellen und den Kunden mit den neuen T-Home-Speed-Angeboten, den Einstieg in die Welt des Triple Play zu ermöglichen.

Arcor
Arcor startete im September seine ersten Feldversuche mit der neuen ADSL2+-Technik im fränkischen Coburg [G3.2]. Die 43.000 Einwohner starke Stadt bietet eine gute Mischung aus kurzen und langen Leitungslängen und somit hervorragende Bedingungen für einen Feldtest. Dort ist es angemeldeten Kunden möglich, seit Ende September mit Bitraten von bis zu 16 MBit/s in Abwärtsrichtung zu surfen. Die Testphase endet voraussichtlich am 31. Januar 2006.

M“net
Der Regionalanbieter M“net hat angekündigt, ab Dezember 2005 im Raum München sowie in Teilen Frankens und der Oberpfalz den ADSL2+-Standard einzuführen [G3.3]. Der Konzern fügte ausdrücklich hinzu, dass es sich hierbei nicht um ein Pilotprojekt handle, sondern um die Einführung eines serienreifen Produktes. Ein Feldtest, bei dem M“net-Mitarbeiter zusammen mit dem Modemlieferanten Thomson die neue Technik testeten, fand in den vergangenen Monaten statt.

QSC
Die QSC AG will nach eigenen Aussagen vorerst an der ADSL2+-Technik festhalten, da es sich um das „in Deutschland besser funktionierende Übertragungsverfahren“ handelt [G3.4]. Weiterhin werde man sich, sobald VDSL2-Hardware verfügbar ist, sehr genau mit dieser Übertragungstechnik auseinandersetzen.

HanseNet
Der Hamburger Telefonanbieter HanseNet will ab Oktober mit seiner Marke „Alice“ in den neuen ADSL2+-Standard einsteigen [G3.5]. Es soll möglich sein, mit 18 MBit/s, durch die Datenwelt zu surfen. Üblich waren in Ankündigungen bisher nur maximal 16 MBit/s bei ADSL2+.

Telefónica/freenet
Der Internetprovider freenet will künftig ADSL2+- Anschlüsse mit 16 MBit/s in Abwärtsrichtung anbieten [G3.6]. Um in der Lage zu sein, entbündelte Komplettanschlüsse für den schnellen Internetzugang und ISDN-Telefonie vermarkten zu können, ohne die erforderliche Infrastruktur vollständig selbst aufbauen zu müssen, ist man einen Kooperationsvertrag mit Telefónica eingegangen, welche ihre Position als Internetplattformanbieter in Deutschland ausbauen will. Zunächst ist ein Probebetrieb in München geplant, später sollen weitere Städte folgen.

 

ADSL2+- und VDSL2- Reichweitebeispiele

In der Ausgabe G 2 der Technik-Ecke haben wir bereits einige Beispiele für die Performance von ADSL2/2+- und VDSL2-Systemen aufgezeigt. Es folgen weitere Beispiele, die einen Vergleich zwischen ADSL, ADSL2+ und VDSL2 erlauben. Hierbei handelt es sich um xDSL über POTS, also um Annex A der entsprechenden ITU-T-Normen. Weiterhin
wurden auch Störungen eingekoppelt, wie sie in realen Szenarien auftreten können.

Bild G 3.1: xDSL-Performancewerte in Abwärtsrichtung nach [G3.7]                                                                                                Bild G 3.2: xDSL-Performancewerte in Aufwärtsrichtung nach [G3.7]

Auch diese Grafiken zeigen, dass Bitraten von etwa zwölf MBit/s wohl eher unter zwei Kilometern Leitungslänge realisierbar sind. Die von verschiedenen Anbietern genannten Performancewerte dienen wohl eher Marketingzwecken und liegen teilweise weit
jenseits dessen, was praktisch umsetzbar ist.

 

 

Literatur
[G3.1] Telekom startet in Stuttgart und Hamburg mit ADSL2+ und VDSL. http://www.dslmagazin.de/news/news_Telekom_startet_in_Stuttgart_und_Hamburg_mit_ADSL2_und_VDSL_4_16488_1.html
[G3.2] Arcor startet ADSL2+ Pilotprojekt in Coburg. http://www.portel.de/news/view_redsys_artikel.asp?id=7585
[G3.3] M“net setzt auf ADSL2+. http://www.teltarif.de/arch/2005/kw36/s18547.html
[G3.4] Statement Very High Speed Digital Subscriber Line (VDSL). http://www.qsc.de/file/site1/file_2237_statement_vdsl.pdf
[G3.5] Alice DSL „Deluxe": Ab Oktober mit18 MBit/s. http://www.dsl-magazin.de/news/news_Alice_DSL_ Deluxe_Ab_Oktober_mit_18_MBit_s_4_16870_1.html
[G3.6] freenet.de kooperiert mit Telefónica für ADSL2+. http://www.heise.de/newsticker/ meldung/62043
[G3.7] Ong, B.; Gruffat, C.-P.: Le programme“3Play”. Vortrag vom 25.05.05. http://www.giti.ch

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Dr. Andreas Bluschke

Andreas Bluschke erhielt seine Dipl.-Ing.- und Dr.-Ing.-Titel 1982 bzw. 1986 vom Leningrader Elektrotechnischen M.A. Bontsch-Brujewitsch-Institut für Fernmeldewesen (LEIS) , UdSSR. Er ist Mitbegründer der Teleconnect GmbH in Dresden und war von 1990 bis 2018 einer der Geschäftsführer der Teleconnect GmbH, wo er insbesondere für F&E-Aktivitäten verantwortlich war. Als erfahrener Projektleiter war er in den Bereichen PDH, SDH, ISDN, ATM, xDSL und optische Zugangs- und Hausnetze tätig. Er ist Autor und Herausgeber zahlreicher Bücher und Zeitschriftenartikel zu den Themen Leitungskodierung, xDSL, optische Kommunikation und Zugangsnetze. Nach der Akquisition des LiFi-Geschäfts des unter Beteiligung der Teleconnect GmbH gegründeten Joint Ventures Firefly Wireless Networks durch Philips Lighting (heute Signify) ist er 2019 als Systemarchitekt nach Eindhoven, Niederlande, gewechselt. Während seiner beruflichen Laufbahn hat er eine Vielzahl von Patentanmeldungen getätigt.

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