Technik-Ecke A24 vom 1. April 2005

By
3 Minutes Read

Breitband

Was ist das eigentlich?
Vor über zwei Jahren hatten wir diese Frage bereits in der Ausgabe A2 gestellt. Schon damals mussten wir anmerken, dass es sich beim Begriff „Breitband“ um einen schwammigen, unscharfen Sammelbegriff handelt. Wir haben versucht zu beobachten, wie sich die Definition in den letzten Jahren entwickelt hat. Die folgenden Ausführungen sind nach steigender Bitrate angeordnet.
Auch wenn es überraschend ist, aber noch 2004 hat Marktbeobachter Nielsen//NetRatings die Grenze für „hochbitratig“ bei nur 56 KBit/s gesehen [A24.1]. Damit sollte verständlich sein, dass die Prognosen für die Anzahl von Breitbandkunden bei Nielsen//NetRatings sehr optimistisch sein werden. Die RegTP spricht ab einer Bitrate von 128 KBit/s von „Breitband“ [A24.2]. Damit ist der vermutete Schreibfehler aus früheren Jahresberichten (124 KBit/s) korrigiert worden. Auch die Studie „Deutschland Online2“ vom November 2004 [A24.3] geht mit hoher Wahrscheinlichkeit von 128 KBit/s als untere Grenze für „Breitband“ aus.
In den USA hat die FCC eine Unterscheidung in der Bezeichnungsweise der hochbitratigen Leitungen nach den Bitraten in den beiden Übertragungsrichtungen vorgenommen. Es wird unterschieden nach „High-speed lines“ mit Bitraten ab 200 KBit/s in wenigstens einer Übertragungsrichtung (unidirektional) und „Advanced services lines“ mit Bitraten ab 200 KBit/s in beiden Übertragungsrichtungen (bidirektional) [A24.4].
Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung OECD stellt in [A24.5] fest, dass es keine einheitliche Breitbanddefinition gibt. Es existiere jedoch die verbreitete Festlegung, dass Bitraten, die über der Bitrate des ISDN-BRA liegen, als breitbandig eingestuft werden. Die OECD geht in [A24.5] davon aus, dass Bitraten ab 250 KBit/s in Abwärtsrichtung als „Breitband“ eingestuft werden.
Laut [A24.6] legt die Firma Jupiter Communications die untere Grenze für „Breitband“ bei 256 KBit/s, der CEO von Intel bei 300-400 KBit/s fest. Laut einem Firmenvertreter von Cisco spricht man ab 2 MBit/s von „Breitband“ [A24.7]. In [A24.8] wird die gleiche Bitrate von 2 MBit/s als untere Grenze für „Breitband“ angesehen. Untersuchungen zum Thema „Breitband” wurden von der CNBTF (Canadian National Broadband Task Force) in [A24.9] gemacht. Dort heißt es, dass „Breitband“ ursprünglich ein Ingenieurbegriff war – ein Maß für die Informationsmenge, die zwischen einem Sender und einem Empfänger übertragen werden kann.
Auch wenn die ITU-T für Breitband eigentlich 1,5 oder 2 MBit/s festgelegt hat, wurden die Breitbanddefinitionen in 14 Ländern untersucht. Es konnte dabei festgestellt werden, dass der Begriff „Breitband“ im Bereich zwischen 200 KBit/s und 30 MBit/s definiert ist. Es wurde daher der Vorschlag gemacht, Breitband nicht als Zahlenwert, sondern nach dem Nutzwert für den Menschen zu definieren. Aus dieser Sicht ist Breitband eine Zweiwegeverbindung zwischen einem Endkunden und einem Zugangsnetzanbieter mit hoher Datenkapazität, welche in der Lage ist, interaktive Anwendungen mit bewegten Bildern zu unterstützen. Daraus wird geschlussfolgert, dass gegenwärtig „Breitband“ eine minimale symmetrische Bitrate von 1,5 MBit/s bedeutet. Zukünftig wird sich die Bitrate sicher erhöhen.
Auf eine ähnliche Argumentation wird in [A24.10] zurückgegriffen. Dort wird beschrieben, dass heutzutage der Begriff „Breitband“ für Internetverbindungen von 384 KBit/s bis 10 MBit/s gebräuchlich ist. Außerdem bezieht man sich auf die Definition vom CNBTF und erwartet, dass zukünftig 4 MBit/s bis 6 MBit/s „Breitband“ sein werden. In [A24.6] heißt es, dass der Intel-CEO realistischer betrachtet „Breitband“ bei 5-10 MBit/s sieht. Im Bild A 24.1 sind die einzelnen Grenzen für „Breitband“ grafisch dargestellt, um die „Bandbreite“ zu verdeutlichen. 

Bild A 24.1: Grenzen für „Breitband”

 

Literatur
[A24.1] Europe is at home online: 100 million and counting. Nielsen//NetRatings. http://www.nielsen-netratings.com. Pressemitteilung vom 02.12.2004
[A24.2] Jahresbericht 2004 der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post gemäß § 122 Telekommunikationsgesetz. http://www.regtp.de, 16.02.2005
[A24.3] http://www.studie-deutschland-online.de
[A24.4] High-Speed Connections to the Internet Increased 15% During the First Half of 2004 for a Total of 32 Million Lines in Service. http://www.fcc.gov; Pressemitteilung vom 22.12.2004
[A24.5] OECD – Benchmarking broadband prices in the OECD. DSTI/ICCP/TISP(2003)8/FINAL. 18.06.2004
[A24.6] Kota, S.L.: Next-Generation Communication Networks: Services and Challenges. ICBN’04, 08.04.2004, Kobe. http://www.atmforum.com/ meet-ings/ICBN_04_Proceedings/Track_3/3-%20Sastri%20Kota.pdf
[A24.7] Campoli, P.: Hybrid wireless systems and other technologies to enable social impact of real broadband services to rural communities. OECD Workshop, 25-26.10.2004, Porto
[A24.8] 512k DSL is not broadband. TOTAL TELECOM MAGAZINE, Juni 2003, S. 11
[A24.9] Report of the National Broadband Task Force. http://largebande.gc.ca/pub/program/NBTF/summary.html
[A24.10] Draft Report – Broadband Deployment in California. California Public Utilities Commission, 01.02.2005. http://www.cpuc.ca.gov/published/ com-ment_decision/43597.htm

Picture of Dr. Andreas Bluschke

Dr. Andreas Bluschke

Andreas Bluschke erhielt seine Dipl.-Ing.- und Dr.-Ing.-Titel 1982 bzw. 1986 vom Leningrader Elektrotechnischen M.A. Bontsch-Brujewitsch-Institut für Fernmeldewesen (LEIS) , UdSSR. Er ist Mitbegründer der Teleconnect GmbH in Dresden und war von 1990 bis 2018 einer der Geschäftsführer der Teleconnect GmbH, wo er insbesondere für F&E-Aktivitäten verantwortlich war. Als erfahrener Projektleiter war er in den Bereichen PDH, SDH, ISDN, ATM, xDSL und optische Zugangs- und Hausnetze tätig. Er ist Autor und Herausgeber zahlreicher Bücher und Zeitschriftenartikel zu den Themen Leitungskodierung, xDSL, optische Kommunikation und Zugangsnetze. Nach der Akquisition des LiFi-Geschäfts des unter Beteiligung der Teleconnect GmbH gegründeten Joint Ventures Firefly Wireless Networks durch Philips Lighting (heute Signify) ist er 2019 als Systemarchitekt nach Eindhoven, Niederlande, gewechselt. Während seiner beruflichen Laufbahn hat er eine Vielzahl von Patentanmeldungen getätigt.

Author