Technik-Ecke A22 vom 23. Juli 2004

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Breitband: Stand und Prognosen

Erwartete Bitratenentwicklung
Die Technology Future Inc. erstellte eine Vorschau, die zeigt, welcher Prozentsatz der Haushalte welche Bitrate benötigt, wie in Bild A 22.1 zu sehen ist [A 22.1]. Bei der Prognose wurde berücksichtigt, dass in den einzelnen Jahren bei den unterschiedlichen Teilnehmern unterschiedliche Ansprüche an die verfügbare Bitrate gestellt werden. Die Prognose zeigt, dass in 2005 für etwa 30 Prozent der Haushalte 1,5 MBit/s ausreichend sind, sechs MBit/s erwartet man im Jahr 2009 für etwa 50 Prozent der Haushalte. Eine Bitrate von 24 MBit/s pro Haushalt wird im Jahr 2014 für etwa 60 Prozent der Haushalte prognostiziert. Im Jahr 2020 rechnet man mit Bitraten von 100 MBit/s für annähernd 90 Prozent der Haushalte.

Bild A 22.1: Prozentsatz der Haushalte mit Breitbandanschluss

 

Einer der maßgeblichen DMT-Erfinder, Prof. Cioffi von der Stanford University, hat in seinem Beitrag zur Fast Net 2004 unter der Überschrift „DSL Evolution“ eine bemerkenswerte Prognose (vergleiche Bild A 22.2) für die Entwicklung der xDSL- Teilnehmerzahlen für den Zeitraum bis 2010 und noch weiter in die Zukunft geliefert [A22.2]. Im Jahr 2004 erwartet er bei Bitraten von einem MBit/s (mit ADSL) 100 Millionen Teilnehmer. Im Jahr 2007 erhöht sich die Zahl der Teilnehmer mit einem MBit/s auf 250 Millionen, um dann im Jahr 2010 auf 100 Millionen zurückzufallen. Für Teilnehmer mit zehn MBit/s prognostiziert er für die Jahre 2004, 2007 und 2010 entsprechend zehn, 50 und 100 Millionen, wobei er davon ausgeht, dass bei dieser Bitrate ADSL+ und VDSL in Verbindung mit dynamischem spektralem Management (DSM) zur Anwendung kommt. 100 MBit/s – heute mit VDSL nur im asymmetrischen Mode mit 30 MBit/s in Aufwärtsrichtung möglich – sieht er 2007 mit bereits zehn Millionen Teilnehmern, 2010 soll es 250 Millionen Teilnehmer geben und in der weiteren Zukunft 400 Millionen. Dabei soll das so genannte Vectored DSM zum Einsatz kommen. Für das gegenwärtig in der Entwicklung befindliche VDSL2 (VDSL der 2. Generation) werden bereits heute aus Japan (NTT) Forderungen nach gleichzeitig 100 MBit/s in beiden Richtungen laut. Angestrebt werden dabei immerhin noch Reichweiten von 200 Metern [A 22.3].

Bild A 22.2: xDSL-Evolution

Aber mit 100 MBit/s pro Teilnehmer über symmetrische Leitungen ist „das Ende der Fahnenstange“ noch längst nicht erreicht. Bitraten von einem GBit/s werden für 2007 mit zehn Millionen Teilnehmern vorhergesagt. Das Zauberwort in diesem Zusammenhang lautet – Gigabit DSL (GDSL)1 . In der weiteren (fernen) Zukunft werden laut Cioffi 500 Millionen Teilnehmer mit einem GBit/s erwartet. Der interessierte Leser, der mehr über GDSL erfahren möchte, sei auf [A 22.2] oder [A 22.4] verwiesen. Im Zusammenhang mit der erwarteten Bitratenentwicklung im Teilnehmeranschlussbereich soll auf den Sachverhalt hingewiesen werden, dass einerseits Bestrebungen laufen, um auf der TAL die übertragbaren Bitraten zu erhöhen. Andererseits gibt es aber auch Anstrengungen, um mit besseren Komprimierungstechniken die erforderlichen Bitraten zu reduzieren. Aus [A 22.5] wurde das Bild A 22.3 übernommen, um anschaulich zu zeigen, wie sich im Laufe der letzten Jahrzehnte die Komprimierungstechniken für Sprach-, Audio- und Bildsignale entwickelt haben und wie sie sich weiterentwickeln werden. Die erzielten Fortschritte sind schon erheblich, wenn man bedenkt, dass sich in gut 20 Jahren die erforderliche Bitrate von 64 KBit/s auf 6,3 KBit/s reduziert hat. Nähere Informationen zur Komprimierung von Sprachsignalen findet Interessierte zum Beispiel unter [A 22.6] – [A 22.10].

Bild A 22.3: Entwicklung der Komprimierungstechniken (MPEG – Moving Pictures Expert Group, M-JPEG – Motion- Joint Picture Expert Group, MP3 – MPEG-1 Audio Layer 3, AAC – Advanced Audio Coding)

 

 

1 Beachte: Die Abkürzung GDSL ist eigentlich bereits seit 1998 durch die Firma GoDigital Telecommunications als GoDigital Digital Subscriber Line belegt.

 

 

Literatur
[A 22.1] Vanston, L.K. : Residential Broadband Forecasts. http://www.tfi.com/pubs/w/ti_broadband.html
[A 22.2] Cioffi, J.; Mohseni, M.; Lee, B.; Pourahmad, V.; Brady, M.: DSL Broadband: 1000M x 1000M. Fast Net März 2004, http://www.dslprime.com/a/cioffi2004.ppt
[A 22.3] Burstein, D.: DSL Prime, Ausgabe vom 03.07.04
[A 22.4] Cioffi, J.; Mohseni, M.; Lee, B.; Pourahmad, V.; Brady, M.: MIMO Spectrum Management. All Star Network Access Workshop. Geneva, 2-4 June 2004. http://www.itu.int/ITU-T/worksem/asna/ pro-
gramm.html
[A 22.5] Ransom, N.: User-Centric Services. Fast Net März 2004, http://www.dslprime.com/a/ransom2004.ppt
[A 22.6] ITU-T G.711: Pulse code modulation (PCM) of voice frequencies
[A 22.7] ITU-T G.726: 40, 32, 24, 16 KBit/s adaptive differential pulse code modulation (ADPCM)
[A 22.8] ITU-T G.728: Coding of speech at 16 KBit/s using low-delay code excited linear prediction
[A 22.9] ITU-T G.729: Coding of speech at 8 KBit/s using conjugate-structure algebraic-code-excited linear-prediction (CS-ACELP)
[A22.10] ITU-T G.723.1: Speech coders: Dual rate speech coder for multimedia communications transmitting at 5.3 and 6.3 KBit/s

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Dr. Andreas Bluschke

Andreas Bluschke erhielt seine Dipl.-Ing.- und Dr.-Ing.-Titel 1982 bzw. 1986 vom Leningrader Elektrotechnischen M.A. Bontsch-Brujewitsch-Institut für Fernmeldewesen (LEIS) , UdSSR. Er ist Mitbegründer der Teleconnect GmbH in Dresden und war von 1990 bis 2018 einer der Geschäftsführer der Teleconnect GmbH, wo er insbesondere für F&E-Aktivitäten verantwortlich war. Als erfahrener Projektleiter war er in den Bereichen PDH, SDH, ISDN, ATM, xDSL und optische Zugangs- und Hausnetze tätig. Er ist Autor und Herausgeber zahlreicher Bücher und Zeitschriftenartikel zu den Themen Leitungskodierung, xDSL, optische Kommunikation und Zugangsnetze. Nach der Akquisition des LiFi-Geschäfts des unter Beteiligung der Teleconnect GmbH gegründeten Joint Ventures Firefly Wireless Networks durch Philips Lighting (heute Signify) ist er 2019 als Systemarchitekt nach Eindhoven, Niederlande, gewechselt. Während seiner beruflichen Laufbahn hat er eine Vielzahl von Patentanmeldungen getätigt.

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