Technik-Ecke A33 vom 18. November 2005

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Breitband – Stand und Prognosen

In den Ausgaben A 31 und A 32 der Technik-Ecke haben wir uns bereits mit dem Stand und Prognosen zur Breitbandentwicklung beschäftigt. Es wurden Angaben zur weltweiten Entwicklung und zur Entwicklung in Europa und in den USA aufgeführt. In der vorliegenden Ausgabe sollen Angaben zur Breitbandentwicklung in der Asien-Pazifik-Region, in China und in Deutschland gemacht werden.

Asien-Pazifik-Region
In [A33.1] wurden Zahlen zur Breitbandteilnehmeraufteilung in der Asien-Pazifik-Region veröffentlicht. Die Angaben sind in der Tabelle A 33.1 dargestellt. Es wird erwartet, dass jährlich etwa fünf Millionen VDSL/FTTB-Teilnehmer hinzukommen. Viele Netzbetreiber kümmern sich gegenwärtig um Internet Protocol Television (IPTV). 100 MBit/s-Ethernet pro Teilnehmer sind nicht unüblich, Gigabit Ethernet beginnt auch für Privatkunden Realität zu werden.

Jahr VDSL/FTTB/ETH ADSL/SHDSL Kabelmodem
2004 9,997 42,247 7,907
2005 16,08 56,514 8,354
02006 21,667 68,603 8,702
2007 27,693 79,428 8,966
2008 33,772 88,666 9,141

Tabelle A 33.1: Breitbandteilnehmeraufteilung in der Asien-Pazifik-Region (Angaben in Millionen, Quelle: Dell’Oro)

 

China
Laut Angaben der kalifornischen Firma El Segundo hatte China Ende 2004 34 Millionen Breitbandteilnehmer, für das Jahresende 2007 werden 57 Millionen Breitbandteilnehmer prognostiziert [A33.2].

Deutschland
Laut [A33.3] gab es Mitte August 2005 6,7 Millionen T-DSL-Teilnehmer bei der T-Com. Im Vergleich zu ISDN (7,1 Millionen Teilnehmer nach zehn Jahren im Zeitraum von 1990 bis 2000) ist die T-DSL-Entwicklung überproportional erfolgt, denn die 6,7 Millionen Teilnehmer konnten bereits sechs Jahre nach der Markteinführung vermeldet werden. Angaben zu den Teilnehmerzahlen der Internetprovider in Deutschland im Juni 2005 sind in Tabelle A 33.2 zusammengefasst [A33.4].
Gegenwärtig liegt der Breitbandversorgungsgrad für Haushalte in Deutschland bei 91 Prozent. Wie [A33.3] zu entnehmen ist, besteht in der Zukunft durchaus Hoffnung für die bisher nicht versorgten rund neun Prozent der Haushalte. Diese konnten bisher aus folgenden Gründen nicht versorgt werden:

  • Für drei Prozent gibt es technologiebedingte Grenzen, das heißt die Länge der Teilnehmeranschlussleitung überschreitet die normalerweise maximal zulässigen vier Kilometer. In Ausnahmefällen sind Teilnehmer bis zu 9…10 Kilometer entfernt.
  • 1,5 Prozent der Haushalte liegen in Gebieten, die mit OPAL versorgt werden (etwa 600.000 Anschlüsse in den neuen Bundesländern).
  • 2,5 Prozent der Haushalte (circa 900.000 in den alten Bundesländern) sind mittels Hytas (Hybrides Teilnehmeranschlusssystem) angeschlossen.
  • Zwei Prozent der Haushalte befinden sich in nicht ausgebauten Anschlussbereichen, wo die Kundenzahlen zu gering sind.
Anbieter Ende 2004  03/05 06/05 Zuwachs Q2/05
Arcor 0,336 0,51 0,710* 0,200*
United Internet 1,050 1,15 1,340 0,190
T-Online 3,230 3,52 3,71** 0,182
AOL 0,600* 0,75 0,900* 0,150
Freenet 0,205 0,40 0,525 0,125
Hansenet 0,203 0,27 0,344 0,072
Versatel 0,110* 0,14 0,177 0,037
NetCologne 0,082 0,11 0,140 0,036
Tiscali 0,320 0,35 0,380 0,030
Sonstige * 0,564 0,75 1,000 0,250
Gesamt ca. 6,700 7,95* 9,200* 1,250*

Tabelle A 33.2: Teilnehmerzahlen der Internetprovider in Deutschland in Millionen (*geschätzt, **europaweit 4,18 Millionen)

 

Als eine Lösungsmöglichkeit für die Versorgung der fehlenden neun Prozent gelten dabei die so genannten Outdoor-DSLAMs. Sie werden seit 2004 in das T-Com-Netz integriert, was teilweise zu Problemen führt. Ursache ist die notwendige Neuverlegung von Glasfasern zwischen Vermittlungsstelle und Kabelverzweiger (KVz) sowie die Stromversorgung der KVz. In OPAL-Netzen läuft bereits der Ersatz der Technik. Der Überbau soll bis 2008 abgeschlossen sein (siehe auch [A.33.5], [A33.6]).
Für Hytas-Teilnehmer und nicht ausgebaute Anschlussbereiche könnte ein weiterer „Retter“ in Er-scheinung treten: WiMAX (Worldwide Interoperability for Microwave Access). Auch wenn sich der neue Stern am Himmel langsam senkt, denn es hat sich gezeigt, dass sich 70 MBit/s und 50 Kilometer nicht vereinbaren lassen. Seit Mitte 2005 läuft durch die T-Com erfolgreich ein WiMAX-Pilotprojekt in Siegburg. Eine endgültige Bewertung fehlt noch. Eventuell erfolgt der Einsatz in 2006 [A33.3].
Durch die T-Com wird langfristig nach wie vor ein Versorgungsgrad von 100 Prozent angestrebt. Laut [A33.7] werden für Ende 2005 in Deutschland etwa 10,2 Millionen Breitbandanschlüsse erwartet.

Bild A 33.1: Entwicklung der Breitbandanschlüsse in Deutschland

 

Im Bild A 33.1 ist die Entwicklung der Breitbandanschlüsse in Deutschland dargestellt [A33.7]. Zu den „anderen Anschlussarten“ zählt man breitbandige Kabelmodem-, Powerline- und Satellitenanschlüsse, wobei letztere nicht nur von Wettbewerbern, sondern auch von der DTAG vermarktet werden.

 

Land ISDN-Kanäle Land ISDN-Kanäle
Norwegen 41 Schweden 14
Dänemark 35 Italien 13
Schweiz 34 Frankreich 9
Deutschland 33 Spanien 6
Japan 25 USA 5
Großbritannien 17 Weltweit 2
Finnland 17 Osteuropa 1
Westeuropa inkl. Türkei 15    

Tabelle A 33.3: ISDN-Kanäle je 100 Einwohner

 

Angaben aus [A33.8] zufolge wird laut JP Morgan langfristig die Bedeutung von Kabelanschlüssen in Deutschland wachsen. Von drei Prozent Ende 2005 erwartet man eine Steigerung auf 23 Prozent in 2020. Die Anteile von xDSL werden im gleichen Zeitraum von 96 Prozent auf 72 Prozent fallen.
Wenn man über xDSL in Deutschland spricht, dann darf man ISDN nicht vergessen („Mutter der xDSL-Technik“). Wie in Tabelle A 33.3 ersichtlich, nimmt Deutschland im weltweiten Vergleich der ISDN-Kanäle je 100 Einwohner den vierten Platz ein [A33.9]. Die Tabelle A 33.4 zeigt, dass in Zukunft in Deutschland bei den ISDN-Kanälen je 100 Einwohner keine Zuwächse mehr erwartet werden [A33.8].

  2002 2003 2004 2005 2006 2007
ISDN-Kanäle je 100 Einwohner 29 32 33 33 33 33
Wachstum in Prozent 12,0 10,0 4,0 -0,2 -0,3 -1,0

Tabelle A 33.4: Entwicklung der ISDN-Kanäle je 100 Einwohner

 

 

Literatur
[A33.1] Coltro, C.; Xiaohui, P.: Towards optical service-aware networks in Asia-Pacific. Alcatel Telecommunications Review. 3rd Quarter 2005, S.2-8
[A33.2] China to Top U.S. in Broadband Subscribers. Electronic News vom 04.05.2005. http://www.reed-electronics.com
[A33.3] Schnöring, T.: Breitband-Netzentwicklung der T-Com. Vortrag zur ITG-Fachkonferenz am 13.10.2005 in Berlin
[A33.4] DSL-Kundenzahlen der Internetprovider in Deutschland im Juni 2005. TK-News vom 22.08.2005, S.8
[A33.5] Glasfaser: So weit ist die T-Com mit der DSL-Tauglichkeit. http://www.dsl-magazin.de, News vom 25.05.2005
[A33.6] T-Com: Der Osten soll bis 2008 T-DSL-tauglich werden. http://www.call-magazin.de, News vom 25.05.2005
[A33.7] DIALOG CONSULT/VATM: Siebte gemeinsame Marktanalyse zur Telekommunikation. 26.09.2005. http://www.vatm.de
[A33.8] D’Amico, M.L.: German Broadband – Cable comes to the party. TOTAL TELECOM MAGAZINE, April 2005, S.22
[A33.9] Bitkom: ISDN-Kanäle je 100 Einwohner 2004. TK-News 37/05 vom 12.09.2005, S.9

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Dr. Andreas Bluschke

Andreas Bluschke erhielt seine Dipl.-Ing.- und Dr.-Ing.-Titel 1982 bzw. 1986 vom Leningrader Elektrotechnischen M.A. Bontsch-Brujewitsch-Institut für Fernmeldewesen (LEIS) , UdSSR. Er ist Mitbegründer der Teleconnect GmbH in Dresden und war von 1990 bis 2018 einer der Geschäftsführer der Teleconnect GmbH, wo er insbesondere für F&E-Aktivitäten verantwortlich war. Als erfahrener Projektleiter war er in den Bereichen PDH, SDH, ISDN, ATM, xDSL und optische Zugangs- und Hausnetze tätig. Er ist Autor und Herausgeber zahlreicher Bücher und Zeitschriftenartikel zu den Themen Leitungskodierung, xDSL, optische Kommunikation und Zugangsnetze. Nach der Akquisition des LiFi-Geschäfts des unter Beteiligung der Teleconnect GmbH gegründeten Joint Ventures Firefly Wireless Networks durch Philips Lighting (heute Signify) ist er 2019 als Systemarchitekt nach Eindhoven, Niederlande, gewechselt. Während seiner beruflichen Laufbahn hat er eine Vielzahl von Patentanmeldungen getätigt.

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