Technik-Ecke A22 vom 11. März 2005

By
2 Minutes Read

Breitbandversorgung

Einführung
Die Ausgaben A 2, A 21 und A 22 waren der Thematik „Breitband” gewidmet. Ergänzend dazu soll in der vorliegenden Ausgabe der Technik-Ecke die Breitbandversorgung in ländlichen Gebieten betrachtet werden. Dieses Thema wird unter anderem im Rahmen der eEurope-Initiative bearbeitet.

Anforderung
Zum Erreichen der festgelegten Ziele für das Jahr 2010 (Lisbon Objective der EU, März 2000) hat man in [A23.1] zunächst versucht, die minimal notwendige „Breitbandbitrate” zu definieren. Als Kriterien wurden herangezogen:
• Anforderungen von eEducation/eLearning und
• Anforderungen von eHealth.
Man ist zu dem Schluss gekommen, dass mindestens zwei MBit/s notwendig sind. In einigen Ausnahmefällen sind 512 KBit/s für „isolierte“ Teilnehmer ausreichend.
Es wird dabei angestrebt, im Jahr 2008 mindestens 95 Prozent Breitband-Abdeckungsgrad zu erzielen. Das Hauptproblem für die Breitbandabdeckung stellen die ländlichen Gebiete mit einer relativ geringen Bevölkerungsdichte dar.

Stand
Die Problematik der Breitbandabdeckung in ländlichen Gebieten ist nicht zu unterschätzen, denn laut [A 23.2] leben in den folgenden zehn Ländern Mittelund Osteuropas über ein Drittel der Bevölkerung in ländlichen Gebieten: Bulgarien, Estland, Ungarn, Tschechische Republik, Lettland, Litauen, Polen, Rumänien, Slowakische Republik und Slowenien. Diese Länder werden auch als CEE 10 (10 Central and Eastern European Countries) bezeichnet.

Bild A 23.2: Breitbandabdeckung [A23.3]

 

Die CEE-10-Länder sind entweder seit dem 1. Mai 2004 EU-Mitgliedsländer oder Beitrittskandidatenländer und werden damit früher oder später in die „EU-Statistik“ eingehen. In [A 23.2] sind die Ergebnisse zur Bestandsaufnahme der Informationsgesellschaft für die CEE 10 zusammengetragen. Beispielsweise ist die Marktdurchdringung für Festnetzanschlüsse in Haushalten in den EU 15-Ländern 82 Prozent, im Durchschnitt der CEE 10 jedoch nur 65 Prozent (in Litauen gar nur 46 Prozent, dafür in Slowenien 85 Prozent). Beim Breitbandzugang für Haushalte führt bei den CEE-10-Staaten eindeutig Estland. Für xDSL beträgt die Marktdurchdringung sieben Prozent, beim Kabelanschluss etwa elf Prozent (siehe auch Bild A 23.1 und A 23.2).
Für Deutschland sind in [A 23.5] Angaben zur Internetnutzung nach Ortsgröße aufgeführt. Es wird festgestellt, dass es ein Stadt-Land-Gefälle gibt. Kleine Gemeinden im Einzugsgebiet größerer Städte haben einen fast gleich hohen „Onliner“-Anteil unter ihrer Bevölkerung wie die Städte selbst, während andere Gemeinden in peripheren Regionen deutlich weniger „Onliner“ unter ihren Einwohnern haben. Hier besteht sicher Nachholbedarf!
Eine detaillierte Aufschlüsselung zum Internetzugang und zur Bevölkerungsdichte für die USA kann man in [A23.6] finden.

Strategie
Für die unterschiedlichen ländlichen Gebiete wurden in [A23.1] die folgenden Technologieempfehlungen erarbeitet:
• dünn besiedelte ländliche Gebiete mit weniger als 20 Teilnehmern: Satelliten
• mittelmäßig besiedelte ländliche Gebiete mit 20 bis 50 Teilnehmern: WiMAX, WiMAX und xDSL sowie Glasfaser und xDSL. Die
günstigste Technologie beziehungsweise Technologiekombination hängt von der konkreten örtlichen Situation ab.
• dicht besiedelte ländliche Gebiete mit mehr als 50 Teilnehmern: Glasfaser und ADSL/VDSL oder Kabel.

Für ländliche Gebiete werden bis zum Jahr 2008 anderen Technologien, wie beispielsweise 3G/UMTS, Powerline, Broadband Wireless Access, Digitales terrestrisches TV, aus Kostengründen keine Chancen eingeräumt.
Das DSLF beschäftigt sich schon seit geraumer Zeit mit der Frage, wie mehr Teilnehmer xDSL-Anschlüsse nutzen können. Zu dieser Thematik wurde ein Dokument erstellt, welches den Titel „DSL Anywhere“ trägt und 2001 in der ersten Ausgabe erschienen ist. Seit September 2004 liegt die zweite Ausgabe vor. Das Dokument enthält Lösungsansätze, die den Dienstanbietern helfen sollen, die xDSL-Abdeckung zu erhöhen. So werden Angaben zur Verfügbarkeit von xDSL gemacht und die Hürden für eine hundertprozentige Abdeckung aufgezeigt [A23.7]. 

 

 

Literatur
[A23.1] eEurope Advisory Group. Work Group No.1: Digital Divide and Broadband Territorial Coverage. 29.06.2004
[A23.2 ] Central and Eastern Europe Information Society Benchmarks. Summary Report. September 2004
[A23.3] Paltridge, S.: Overview of broadband development and diffusion. OECD Workshop, 25.– 26.10.2004, Porto
[A23.4] Beauchemin, J.-C.: Wireless Technologies and New Entrants in the Broadband Rural Market. OECD Workshop, 25.–26.10.2004, Porto
[A23.5] (N)ONLINER Atlas 2004 – Eine Topographie des digitalen Grabens durch Deutschland. http://www.nonliner-atlas.de
[A23.6] High-Speed Services for Internet Access: Status as of June 30, 2004. http://www.fcc.gov/wcb/stats
[A23.7] DSL Anywhere – Issue 2. DSL Forum Marketing Report MR-001. September 2004.

Picture of Dr. Andreas Bluschke

Dr. Andreas Bluschke

Andreas Bluschke erhielt seine Dipl.-Ing.- und Dr.-Ing.-Titel 1982 bzw. 1986 vom Leningrader Elektrotechnischen M.A. Bontsch-Brujewitsch-Institut für Fernmeldewesen (LEIS) , UdSSR. Er ist Mitbegründer der Teleconnect GmbH in Dresden und war von 1990 bis 2018 einer der Geschäftsführer der Teleconnect GmbH, wo er insbesondere für F&E-Aktivitäten verantwortlich war. Als erfahrener Projektleiter war er in den Bereichen PDH, SDH, ISDN, ATM, xDSL und optische Zugangs- und Hausnetze tätig. Er ist Autor und Herausgeber zahlreicher Bücher und Zeitschriftenartikel zu den Themen Leitungskodierung, xDSL, optische Kommunikation und Zugangsnetze. Nach der Akquisition des LiFi-Geschäfts des unter Beteiligung der Teleconnect GmbH gegründeten Joint Ventures Firefly Wireless Networks durch Philips Lighting (heute Signify) ist er 2019 als Systemarchitekt nach Eindhoven, Niederlande, gewechselt. Während seiner beruflichen Laufbahn hat er eine Vielzahl von Patentanmeldungen getätigt.

Author