Technik-Ecke F18 vom 2. Dezember 2005

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The Home Gateway Initiative

Einleitung
Mit der vorliegenden Ausgabe der Technik-Ecke wollen wir eine relativ junge Initiative vorstellen – die Home Gateway Initiative (HGI). Ziel der Initiative ist die Standardisierung von privaten IT- und Kommunikations-Anwendungen. Dabei bezeichnet Home Gateway die Schnittstelle zu den Netzen der Telekommunikationsanbieter. Die HGI will mit einheitlichen Standards den Zugang zu Internetdiensten erleichtern [F18.1].

Historie
Neun Telekommunikationsunternehmen aus Europa und Japan haben am 15. Dezember 2004 unter Federführung von Deutscher Telekom und France Télécom die HGI ins Leben gerufen. Zur offiziellen Auftaktveranstaltung in Paris kamen am 13. und 14. April 2005 120 Teilnehmer aus 45 Unternehmen – unter ihnen Netzbetreiber wie British Telecom, Telecom Italia und Telefónica sowie Hersteller wie Siemens, Motorola und Cisco. Die Delegierten stellten fest, dass es bislang noch keine koordinierte Arbeit an einer globalen Architektur für den Home Gateway und die notwendige technische Infrastruktur gegeben habe. Diese Lücke will die HGI nun ausfüllen und preisgünstige, leistungsfähige und kundenorientierte Lösungen entwickeln.
Erste technische Spezifizierungen kündigte die Initiative bereits für Ende 2005 an [F18.1]. Am 01. September 2005 hatte die HGI bereits 53 Mitglieder. Das nächste Meeting findet vom 14. bis zum 16. Dezember 2005 in Bordeaux statt.

Mitglieder
Zu den Gründungsmitgliedern der HGI gehörten Belgacom, British Telecom, Deutsche Telekom, France Télécom, KPN, NTT, Telecom Italia, Telefónica und TeliaSonera. Mittlerweile zählen 2Wire, Alcatel, Analog Devices, AVM, BeWAN, BridgeCo AG, Conexant, Corinex, Dusco, Echelon, ECI, Emotum, FastWeb, Fraunhofer ESK, Freescale, Huawei, i3Micro, InAccess Networks, IBBT, Intellon, Jungo, LG Electronics, Linksys, Lucent, Motive, Motorola, NEC Australia, Philips, Pirelli, PMC Sierra, Sagem, SesamTV, Siconnect, Siemens, STMicroelectronics, SupportSoft, Swisscom, TDC Innovation Lab A/S, Telsey, Telstra, Texas Instruments, Thomson, TNO, Westell und ZTE zu den Mitgliedern (Stand Anfang November 2005 [F18.2]). Triebkräfte für Home Networking Als Triebkräfte für das Home Networking werden gesehen:

  • WiFi (Wireless Fidelity) gelangt ins Haus,
  • mehr als ein PC im Haus,
  • Musik und Video werden online angeboten,
  • es gibt mittlerweile viele Firmen, die WiFi-Gateways anbieten (es ist ein weltweit wachsender Markt mit schnell fallenden Preise und schnell wechselnden Technologien),
  • Hersteller von Konsumgütern bieten nun auch Geräte mit IP an.
    Eine weltweite Verkaufsprognose für Laptops mit WiFi-Schnittstelle ist im Bild F 18.1 dargestellt.

Bild F 18.1: Weltweite Verkaufsprognose für Laptops mit WiFi-Schnittstelle [F18.3]

Funktion der HGI
Für die Kunden wird es gegenwärtig zu konfus, denn es
• wird zu komplex,
• ist nicht einer allein für die Qualität verantwortlich,
• können Dienste nicht garantiert werden,
• ist etwas Normung notwendig!
Es gibt gegenwärtig keine Home Gateways, die alle Forderungen der Netzbetreiber an Triple-Play-Anwendungen erfüllen (dies zeigen die FS-VDSL-Erfahrungen). Weiterhin fehlen zuverlässige, flexible und kosteneffektive Ende-zu-Ende-Lösungen (Zugangsnetz + Home Gateway + Hausnetzarchitektur) für Multiple-Play-Dienste. Die Home Gateways sind dabei als Türöffner für Dienste zusehen.

Ziele der HGI
Zu den Zielen der HGI gehört eine schnelle Spezifikation eines preisgünstigen, leistungsfähigen Ende-zu-Ende-Multiservice-Haussystems, welches Kommunikationsmöglichkeiten zwischen dem Hausnetz und dem Zugangsnetz bereitstellt. Angestrebt wird zudem der schnelle Aufbau von Glaubwürdigkeit durch den Einsatz der Hauptakteure mit dem erklärtem Ziel, die in den existierenden Standardisierungsgremien (DSL Forum, DLNA – Digital Living Network Alliance, ITU-T, JTC1 – Joint Technical Committee 1, IEC – International Electrotechnical Commission und OSGi – Open Services Gateway Initiative) durchgeführten Arbeiten als Grundlage zu verwenden. Im Bild F 18.2 wird gezeigt, welchen Platz die HGI innerhalb der Standardisierungsaktivitäten einzunehmen gedenkt.

Bild F 18.2: Einordnung der HGI in weltweite Standardisierungsaktivitäten

 

 

Literatur
[F18.1] Home Gateway Initiative geht an den Start. http://www.telekom3.de/de-p/aktu/3-ne/2005/05-m/050513-homegateway-ar,templateId=
_2Fdt_2Fweb_2Fstruct_2FContent.jsp.html
[F18.2] http://www.homegateway.org
[F18.3] Pastorino, P.: The Home Gateway Initiative: objectives and challenges. BBWF 2005, Madrid

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Dr. Andreas Bluschke

Andreas Bluschke erhielt seine Dipl.-Ing.- und Dr.-Ing.-Titel 1982 bzw. 1986 vom Leningrader Elektrotechnischen M.A. Bontsch-Brujewitsch-Institut für Fernmeldewesen (LEIS) , UdSSR. Er ist Mitbegründer der Teleconnect GmbH in Dresden und war von 1990 bis 2018 einer der Geschäftsführer der Teleconnect GmbH, wo er insbesondere für F&E-Aktivitäten verantwortlich war. Als erfahrener Projektleiter war er in den Bereichen PDH, SDH, ISDN, ATM, xDSL und optische Zugangs- und Hausnetze tätig. Er ist Autor und Herausgeber zahlreicher Bücher und Zeitschriftenartikel zu den Themen Leitungskodierung, xDSL, optische Kommunikation und Zugangsnetze. Nach der Akquisition des LiFi-Geschäfts des unter Beteiligung der Teleconnect GmbH gegründeten Joint Ventures Firefly Wireless Networks durch Philips Lighting (heute Signify) ist er 2019 als Systemarchitekt nach Eindhoven, Niederlande, gewechselt. Während seiner beruflichen Laufbahn hat er eine Vielzahl von Patentanmeldungen getätigt.

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