Technik-Ecke B18 vom 28. Januar 2005

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FTTx

In der Ausgabe D 20 wurde VDSL vorgestellt. Im Gegensatz zu den klassischen xDSL-Verfahren wird mit VDSL nicht der gesamte Teil der TAL überbrückt, sondern nur ein verbleibender Teil. Der andere Teil nutzt Lichtwellenleiter (LWL) zur Übertragung. Im Unterschied zu den anderen xDSL-Technologien wird also nicht nur von der effektiveren Verwendung bestehender TAL, sondern vom teilweisen Ersetzen dieser durch LWL ausgegangen.
Diese Herangehensweise macht auch ökonomisch Sinn. Man geht vom schrittweisen Ersetzen der TAL aus Richtung TVSt aus, da nicht alle Kupferleitungen kurzfristig ersetzt werden können. Betrachtet man die Baumstruktur (vergleiche dazu auch Ausgabe A 1 der Technik-Ecke, Bild A 1.2) des TAL-Netzes, so wird leicht klar, dass die Kabelverlegungskosten pro Teilnehmer mit zunehmender Entfernung von der TVSt steigen. In der BRD entfallen nur etwa 13 Prozent der Kosten des TAL-Netzes auf das Hauptkabel (inklusive Verlegung und Tiefbau). Den größten Anteil macht dementsprechend der Tiefbau aus. Beispielsweise beträgt er für die Verzweigungskabel über 80 Prozent [B 18.1]. Schließlich sind die größten Kosten bei der Neuverkabelung innerhalb der Wohngebäude zu sehen.
Auch die zu übertragenden Datenraten werden mit zunehmender Nähe zur TVSt größer, was unter diesem Gesichtspunkt ebenso den Einsatz von LWL rechtfertigt. Das teilweise Ersetzen der TAL durch LWL verkürzt die mit der herkömmlichen Kupferverkabelung zu überbrückende Strecke, so dass auch hier wesentlich größere Bitraten zum Teilnehmer möglich und
neue Applikationen unterstützt werden.
Den gleichzeitigen Einsatz von Kupferleitung und Glasfaser nennt man auch FTTx, wobei x ein entsprechender Platzhalter ist. Je nachdem, wie weit der LWL an den Teilnehmer herangeführt wird, spricht man von Fibre To The Home (FTTH), falls
der LWL bis in die Wohnung reicht, von Fibre To The Basement/Building (FTTB), wenn der LWL nur bis ins Gebäude geführt ist oder von Fibre To The Curb (FTTC), wenn der LWL am Straßenrand (Übergabepunkt) endet. Ist der LWL nur bis zum Kabelverzweiger (beziehungsweise DLC, siehe dazu Ausgabe B 2 der Technik-Ecke) geführt, spricht man von Fibre To The Node (FTTN). Die letzte Variante wird zunehmend auch mit Fibre To The Cabinet (FTTCab) bezeichnet. Der Vollständigkeit halber sei noch die herkömmliche Fibre To The Exchange (FTTEx)-Lösung erwähnt, bei der der LWL in der TVSt endet. Bild B 18.1 zeigt dazu eine grafische Darstellung.
Analog zur klassischen Kupfer-TAL nennt man den netzseitigen Anschluss der LWL Optical Line Termination (OLT), auf der Teilnehmerseite den Abschluss Optical Network Termination (ONT). Das ONT wird auch als Optical Network Unit (ONU) bezeichnet. In der ONU werden genormte elektrisch Schnittstellen zur Verfügung gestellt.

 

Bild B 18.1: FTTx-Varianten

 

FTTH
Die Glasfaser geht direkt bis zum Teilnehmer. Die Kosten für die Gerätetechnik und die Installation sind relativ hoch. Dafür steht aber eine sehr hohe Bandbreite zur Verfügung. Vorteilhaft ist, dass der Anschluss ohne größeren Installationsaufwand für höhere Bitraten aufrüstbar ist. Gegenwärtig ist FTTH vorwiegend für Geschäftskunden mit großem Bitratenbedarf rentabel.

FTTB/FTTC
Der LWL wird bis in das Gebäude geführt beziehungsweise bis zum Übergabepunkt direkt vor dem Gebäude. Bei den Gebäuden handelt es sich zurzeit vorwiegend um größere, wie Hotels oder Hochhäuser. Mehrere Teilnehmer teilen sich eine LWL, so dass eine Kostenaufteilung auf die beteiligten Teilnehmer erfolgt. Die Verbindung zum Kunden kann dann beispielsweise über die vorhandene DA (VDSL), durch Koaxialkabel oder per Funk erfolgen.

FTTCab/FTTN
Diese Verfahren wurden bisher am meisten eingesetzt. Die LWL endet am Standort des Kabelverzweigers. Das letzte Stück der TAL wird meist mit VDSL überbrückt. Diese Variante ist kostengünstiger, weil vorhandene Leerrohre, die parallel zu den
Hauptkabeln laufen, genutzt werden und nicht in die Hausinstallation eingegriffen werden muss.

 

Literatur
[B 18.1] Orth, B.: Anforderungen an xDSL-Systeme. PowerPoint-Präsentation vom 07.01.1998

 
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Dr. Andreas Bluschke

Andreas Bluschke erhielt seine Dipl.-Ing.- und Dr.-Ing.-Titel 1982 bzw. 1986 vom Leningrader Elektrotechnischen M.A. Bontsch-Brujewitsch-Institut für Fernmeldewesen (LEIS) , UdSSR. Er ist Mitbegründer der Teleconnect GmbH in Dresden und war von 1990 bis 2018 einer der Geschäftsführer der Teleconnect GmbH, wo er insbesondere für F&E-Aktivitäten verantwortlich war. Als erfahrener Projektleiter war er in den Bereichen PDH, SDH, ISDN, ATM, xDSL und optische Zugangs- und Hausnetze tätig. Er ist Autor und Herausgeber zahlreicher Bücher und Zeitschriftenartikel zu den Themen Leitungskodierung, xDSL, optische Kommunikation und Zugangsnetze. Nach der Akquisition des LiFi-Geschäfts des unter Beteiligung der Teleconnect GmbH gegründeten Joint Ventures Firefly Wireless Networks durch Philips Lighting (heute Signify) ist er 2019 als Systemarchitekt nach Eindhoven, Niederlande, gewechselt. Während seiner beruflichen Laufbahn hat er eine Vielzahl von Patentanmeldungen getätigt.

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