Technik-Ecke D22 vom 24. Februar 2005

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2HDSL/MDSL

Fortsetzung
In der Ausgabe D 21 der Technik-Ecke wurden Ausführungen zur HDSL-Technologie gemacht und kurz die Abkürzungen MDSL und MSDSL erklärt. Bevor in der Ausgabe D 23 HDSL/MDSL/MSDSL-Schaltkreislösungen gezeigt werden, soll in dieser Ausgabe etwas zur Reichweite von M(S)DSL-Systemen und zu deren Anwendungsgebieten gesagt werden.

Reichweite
Im Bild D 22.1 sind Reichweitenbeispiele für M(S)DSL unter verschiedenen Störeinflüssen dargestellt. Für die Ermittlung derartiger Abhängigkeiten gab beziehungsweise gibt es von Schaltkreis- oder Geräteherstellern kostenlose Berechnungsprogramme, zum Beispiel „DSL ANALYZER“ von ehemals Level One oder „DSL Assistent“ von ADTRAN (siehe Technik-Ecke B 15).

Bild D 22.1: Abhängigkeit der Reichweite von der Bitrate bei MDSL/MSDSL

 

Bitraten
Der prinzipielle Aufbau eines M(S)DSL-Systems entspricht dem eines HDSL-Systems (Bild D 22.1), wobei immer nur eine DA genutzt wird. Wie bereits erwähnt, werden MDSL- beziehungsweise MSDSL-Systeme zum Schließen der „Bitratenlücke“ zwischen 160 KBit/s und 784 KBit/s beziehungsweise 1.168 KBit/s verwendet. Es sei aber angemerkt, dass mitunter MSDSL bis zu einer Bitrate von 2.320 KBit/s betrachtet wird. M(S)DSL-Systeme wurden nie genormt, und es haben sich daher im Laufe der Entwicklung (beginnend vor etwa acht bis neun Jahren) unterschiedliche Herangehensweisen für die Berechnung der Leitungsbitrate herausgebildet. Basis für die Abstufung der Bitraten waren * 64 KBit/s (mit n von 3 bis 12 für MDSL und von 3 bis 18 beziehungsweise 36 für MSDSL). Uneinig war man sich beim Overhead: 16 KBit/s oder 32 KBit/s. Ab etwa 1997 hat sich ein Overhead von 16 KBit/s durchgesetzt, das heißt die in der Tabelle D 22.1 aufgeführten Leitungsbitraten sind möglich. Meist wurden oder werden MDSL/MSDSL-Anschlüsse mit n = 6 oder 12 oder 18 oder 24 oder 32 oder 36 angeboten. Zur Information ist in der Tabelle D 22.1 die Baudrate auf der DA für den Fall angeführt, dass ein 2B1Q-Leitungscode verwendet wird. Der Vollständigkeit halber sei darauf hingewiesen, dass wegen der Möglichkeit der Bitratenabstufung, auch die Abkürzung RA-HDSL (Rate Adaptive HDSL) verwendet wird.

 

n n * 64 KBit/s Leitungsbitrate
(KBit/s)
Baudrate
(KBaud)
3 192 208 104
4 256 272 136
5 320 336 168
6 384 400 200
7 448 464 232
8 512 528 264
9 576 592 296
10 640 656 328
11 704 720 360
12 768 784 392
13 832 848 424
14 896 912 456
15 960 976 488
16 1.024 1.040 520
17 1.088 1.104 552
18 1.152 1.168 584
19 1.216 1.232 616
20 1.280 1.296 648
21 1.344 1.360 680
22 1.408 1.424 712
23 1.472 1.488 744
24 1.536 1.552 776
25 1.600 1.616 808
26 1.664 1.680 840
27 1.728 1.744 872
28 1.792 1.808 904
29 1.856 1.872 936
30 1.920 1.936 986
31 1.984 2.000 1.000
32 2.048 2.064 1.032
33 2.112 2.128 1.064
34 2.176 2.192 1.096
35 2.240 2.256 1.128
36 2.304 2.320 1.160

Tabelle D 22.1: MDSL/MSDSL-Leitungsbitraten

 

Anwendungen
Die Entwicklung von HDSL war ursprünglich von dem Wunsch getrieben, eine kostengünstige Alternative für DS1- und E1-Übertragungsstrecken zu haben. Bis Ende der 90er Jahre wurde eine Vielzahl von HDSL- beziehungsweise MDSL/MSDSL- basierenden Geräten entwickelt, zum Beispiel Modems, Datennetzabschlussgeräte, Router oder Bridges. Linecards mit mehreren Kanälen sind genauso verfügbar wie ZWR. Später wurden HDSL/MDSL/MSDSL-Entwicklungen durch SDSL/SHDSL-Entwicklungen verdrängt beziehungsweise ersetzt. Heutzutage werden kaum noch Neuentwicklungen für HDSL/MDSL/MSDSL-Systeme getätigt. SDSL/SHDSL-Systeme (siehe zukünftige Ausgaben der Rubrik D der Technik-Ecke) verfügen in der Regel über einen „Rückfallmode“, das heißt sie können auch als HDSL/MDSL/MSDSL-Systeme betrieben werden. Als traditionelle Anwendungen für HDSL/MDSL/MSDSL können Voice-Pair-Gain-Systeme für mehrere Telefonanschlüsse genannt werden. In Anlehnung an PCM2A gibt es derartige Systeme, die mit Bitraten von 784 KBit/s und 1.168 KBit/s betrieben werden. Man unterscheidet dabei zwischen Systemen für analoge, digitale und analoge/digitale Telefonanschlüsse. Die bekanntesten Vertreter sind PCM10A (784 KBit/s), PCM11A (784 KBit/s), PCM5D (784 KBit/s) und PCM16A (1.168 KBit/s).
Das A steht (wie bei PCM2A) für analoge Telefonanschlüsse, das D – für digitale Telefonanschlüsse. Es gibt auch Systeme, die für einen Mischbetrieb ausgelegt sind. Im Bild D 22.2 sind Anwendungsbeispiele für HDSL dargestellt. Die Hauptanwendungen von MSDSL sind „fractional E1“. HDSL/MDSL/MDSL-Systeme sind weit verbreitet und wurden von vielen Herstellern angeboten. Erste
Laborprototypen von HDSL-Systemen hat es bereits 1989 gegeben. Der erste HDSL-Service wurde im März 1992 von Bell Canada mit Geräten von Tellabs Operation angeboten. Später hat fast jeder Netzbetreiber HDSL eingesetzt. 1997 gab es etwa 450.000 HDSL-Strecken, davon etwa 350.000 in Nordamerika.

Bild D 22.2: HDSL-Anwendungsbeispiele

Wiederholt sei darauf hingewiesen, dass die Vermarktung von MDSL/MSDSL-basierenden Diensten fast ausschließlich unter der Bezeichnung SDSL erfolgt. Bevor in späteren Ausgaben der Rubrik D auf SHDSL und ESHDSL eingegangen wird, sollen zunächst Ausführungen zu HDSL/MDSL-Schaltkreisherstellern gemacht werden.

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Dr. Andreas Bluschke

Andreas Bluschke erhielt seine Dipl.-Ing.- und Dr.-Ing.-Titel 1982 bzw. 1986 vom Leningrader Elektrotechnischen M.A. Bontsch-Brujewitsch-Institut für Fernmeldewesen (LEIS) , UdSSR. Er ist Mitbegründer der Teleconnect GmbH in Dresden und war von 1990 bis 2018 einer der Geschäftsführer der Teleconnect GmbH, wo er insbesondere für F&E-Aktivitäten verantwortlich war. Als erfahrener Projektleiter war er in den Bereichen PDH, SDH, ISDN, ATM, xDSL und optische Zugangs- und Hausnetze tätig. Er ist Autor und Herausgeber zahlreicher Bücher und Zeitschriftenartikel zu den Themen Leitungskodierung, xDSL, optische Kommunikation und Zugangsnetze. Nach der Akquisition des LiFi-Geschäfts des unter Beteiligung der Teleconnect GmbH gegründeten Joint Ventures Firefly Wireless Networks durch Philips Lighting (heute Signify) ist er 2019 als Systemarchitekt nach Eindhoven, Niederlande, gewechselt. Während seiner beruflichen Laufbahn hat er eine Vielzahl von Patentanmeldungen getätigt.

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