Technik-Ecke D8 vom 23. April 2004

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Symmetrische Einzelpaarverfahren mit
veränderbarer Bitrate

Zuordnung 

An dieser Stelle wird die Vorstellung der Verfahren mit variabler beziehungsweise einstellbarer Bitrate, die in Ausgabe D 7 der Technik-Ecke begonnen wurde, fortgeführt. Die grafische Darstellung dazu finden Sie in der rechten Hälfte von Bild D 5.1.

 

MDSL

Oft gibt es Anwendungen, bei denen eine volle Bitrate von 1,544 MBit/s oder 2,32 MBit/s nicht gefordert ist oder aber die geforderte Reichweite bei diesen Bitraten nicht erreicht wird. Daher sind als „Bitratenlückenfüller" zuerst die MDSL-Systeme entstanden (im Bitratenbereich zwischen 160 KBit/s und 784 KBit/s) und dann später die MSDSL-Systeme, die den Bitratenbereich zwischen 160 KBit/s und 2.320 KBit/s überstreichen. Bedingt durch die fehlende MDSL/MSDSL-Normung herrscht auch keine eindeutige Definition zu den Grenzen zwischen MDSL und MSDSL. So wurde MDSL auch für den
Bitratenbereich von 144 KBit/s bis 1.040 KBit/s definiert. MDSL-Systeme sind eine Untermenge von MSDSL- Systemen, so wird MDSL auch als kleiner Bruder von HDSL bezeichnet. Die verwendete Technologie entspricht HDSL, wobei hauptsächlich 2B1Q als Leitungscode eingesetzt wird. Aber auch CAP wird verwendet. Für MDSL gibt es verschiedene Deutungen: Medium speed DSL, Medium bitrate DSL, Multi-rate DSL, Mid range DSL, Multiline DSL, Moderate speed DSL.

 

  MDSL
Ausführliche Bezeichnung Medium bit rate (Medium speed; Multi rate; Mid range; Multiline) Digital Subscriber Line
Kategorie Technologie
Anwendung/ Beschreibung Die Deutungen für „M“ sind sehr vielfältig. Meist wird MDSL als Untermenge von MSDSL verstanden. MDSL deckt den Bitratenbereich zwischen 160 KBit/s (BRA) und 784 KBit/s (3 DA ETSI-HDSL) ab. MDSL wird oft bei „Voice-pair gain“-Systemen (PCMxA) und für den
Internetzugang angewendet.
Stammbaum-zuordnung Kupferleitung – duplex – symmetrisch – 1 DA – variable / einstellbare Bitrate – 160…784 KBit/s
Erstnennung 1996
Normung keine bekannt
Quellen http://xdsl.teleconnect.de Kapitel MDSL/MSDSL
Baines, R.: The DSLs: Sorting Out The Issues Behind The Technologies. Electronic Design 17.3.97

Tabelle D 8.1: MDSL

MSDSL (MR-SDSL, M/SDSL)
MSDSL steht für Multi-Rate Symmetric DSL und wird auch mit MR-SDSL oder M/SDSL abgekürzt. Je nach technischer Ausführung kann die Bitrate entweder manuell eingestellt oder aber automatisch in Abhängigkeit von der Leitungsqualität auf ein Maximum optimiert werden. MSDSL-Systeme überstreichen im Allgemeinen einen Bitratenbereich zwischen 160 KBit/s und 2.320 KBit/s. Ein Hauptanwendungsgebiet von MDSL/MSDSL sind VPG-Systeme für analoge, digitale oder auch analoge und digitale Mehrfachanschlüsse. Mitunter wird in diesem Zusammenhang auch von HDSL- basierenden DAML (Dual Added Main Line)- Systemen gesprochen. Im Laufe der Zeit wurden von den Schaltkreisherstellern zunächst Lösungen für feste Bitraten angeboten und in einem zweiten Schritt für variable Bitraten. Zudem waren die Lösungen auf einen konkreten Leitungscode zugeschnitten. Später war es üblich, universelle Lösungen anzubieten, wo der Leitungscode per Software ausgewählt werden kann. Für die MSDSL/HDSL2/SHDSL-Wählbarkeit wurde in diesem Zusammenhang von Metalink der Begriff „Multi-Mode DSL" geprägt. Abschließend sollen einige MDSL/MSDSL- Schaltkreisanbieter genannt werden:

  • Burr-Brown (jetzt Texas Instruments),
  • Mindspeed (früher Brooktree beziehungsweise Rockwell),
  • Conexant (ehemals GlobeSpan, zwischenzeitlich GlobespanVirata),
  • Level One (nun Intel),
  • Metalink,
  • Infineon Technologies (gemeinsam mit Adtran).
  MSDSL (MR-SDSL, M/SDSL)
Ausführliche
Bezeichnung
Multi-rate / Multi-Rate / Multispeed Symmetric Digital Subscriber Line
Kategorie Technologie
Anwendung/
Beschreibung
MSDSL nutzt die gleichen Übertragungsverfahren wie 1DA-HDSL (2B1Q oder CAP). MSDSL dagegen deckt den Bitratenbereich zwischen 160 KBit/s (ISDN-BRA) und 2.320 KBit/s (1 DA ETSI-HDSL) ab. Eine Untermenge von MSDSL ist MDSL. Eine andere übliche Bezeichnung für MSDSL ist RA-HDSL.
Stammbaum-
zuordnung
Kupferleitung – duplex – symmetrisch – 1 DA – variable / einstellbare Bitrate – 160…2.320 KBit/s
Erstnennung 1996
Normung keine bekannt
Quellen http://xdsl.teleconnect.de (Kapitel MDSL/MSDSL)
WATSON Products http://www.schmid-telecom.com/xDSL
http://www.paradyne.com

Tabelle D 8.2: MSDSL (MR-SDSL, M/SDSL)

 

RA-HDSL
Um auf die Bitratenabstufungsmöglichkeit hinzuweisen, wurde auch die Abkürzung RA-HDSL für MSDSL-Verfahren verwendet.

  RA-HDSL
Ausführliche
Bezeichnung
Rate Adaptive High bit rate Digital Subscriber Line
Kategorie Technologie
Anwendung/
Beschreibung
RA-HDSL ist ein Synonym für MSDSL
(siehe MSDSL).
Stammbaum-
zuordnung
Kupferleitung – duplex – symmetrisch – 1 DA – variable / einstellbare Bitrate – 160…2.320 KBit/s
Erstnennung 1998
Normung keine bekannt
Quellen http://xdsl.teleconnect.de (Kapitel MDSL/MSDSL)
Zimmerman, G.: xDSL Technology Tutorial; August 1998.
http://www.pairgain.com

Tabelle D 8.3: RA-HDSL

 

  S-SDSL
Ausführliche
Bezeichnung
Single-Pair Symmetric Digital Subscriber Line
Kategorie Technologie
Anwendung/
Beschreibung
Bezeichnung wird von GlobeSpan für ein CAP-basierendes SDSL-System mit zusätzlicher POTS-Übertragungsmöglichkeit verwendet.
Stammbaum-
zuordnung
Kupferleitung – duplex – symmetrisch – 1 DA – variable / einstellbare Bitrate – 1.552 KBit/s
Erstnennung 1997
Normung keine bekannt
Quellen Gardenhour, C.: The Case for SDSL: A Versatile Extention of HDSL for the Next Generation of Network Services. Ehemals
http://www.globespan.net/sdsl-ppr.htm

Tabelle D 8.4: S-SDSL

 

 

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Dr. Andreas Bluschke

Andreas Bluschke erhielt seine Dipl.-Ing.- und Dr.-Ing.-Titel 1982 bzw. 1986 vom Leningrader Elektrotechnischen M.A. Bontsch-Brujewitsch-Institut für Fernmeldewesen (LEIS) , UdSSR. Er ist Mitbegründer der Teleconnect GmbH in Dresden und war von 1990 bis 2018 einer der Geschäftsführer der Teleconnect GmbH, wo er insbesondere für F&E-Aktivitäten verantwortlich war. Als erfahrener Projektleiter war er in den Bereichen PDH, SDH, ISDN, ATM, xDSL und optische Zugangs- und Hausnetze tätig. Er ist Autor und Herausgeber zahlreicher Bücher und Zeitschriftenartikel zu den Themen Leitungskodierung, xDSL, optische Kommunikation und Zugangsnetze. Nach der Akquisition des LiFi-Geschäfts des unter Beteiligung der Teleconnect GmbH gegründeten Joint Ventures Firefly Wireless Networks durch Philips Lighting (heute Signify) ist er 2019 als Systemarchitekt nach Eindhoven, Niederlande, gewechselt. Während seiner beruflichen Laufbahn hat er eine Vielzahl von Patentanmeldungen getätigt.

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