SDSL/SHDSL
Blockschaltbild
Im Bild D 33.1 ist das Blockschaltbild für einen SHDSL-Transceiver dargestellt.
Bild D 33.1: Blockschaltbild eines SHDSL-Transceivers
Eine weitere Neuerung gegenüber HDSL/MDSL/MSDSL stellt das so genannte Power Back-Off (PBO) dar. Die Idee besteht darin, dass die Sendeleistung variiert wird und beispielsweise für kurze Strecken reduziert werden kann, um weniger Störsignale für das Nebensprechen zu erzeugen.
Beispiele für bei SHDSL erzielbare Reichweiten wurden unter anderem bereits in der Ausgabe B 15 der Technik-Ecke angeführt. Bedingt durch den Wunsch nach höher bitratigen Anwendungen ist in letzter Zeit basierend auf den SHDSL-Prinzipien ein Trend zu Lösungen mit mehreren DA zu verzeichnen. Die Übertragung von 9,2 MBit/s über vier DA oder auch von 18,4 MBit/s über acht DA wurde bereits realisiert.
Anwendungsbeispiele
Die Hauptanwendung der hier behandelten Technologien ist der Ersatz von „alten“ T1- beziehungsweise E1-Strecken. Teilweise erfolgt aber auch schon der Ersatz von HDSL-Strecken. Wenn in den zu übertragenden DS1- beziehungsweise E1-Datenströmen nicht alle Zeitschlitze belegt sind, kann auch eine so genannte fractional Übertragung realisiert werden. In diesem Fall kann die Bitrate auf der SHDSL-Strecke reduziert werden, und damit lassen sich größere Reichweiten erzielen.
An sich sind all die Anwendungsfälle denkbar, die unter HDSL/MDSL/MSDSL genannt wurden. Dazu zählt auch der Fall der Anbindung der Basisstationen in Mobilfunknetzen.
Für die Paketübertragung verwendet man ATM oder IP. Mit VoDSL kann ein Netzbetreiber gleichzeitig Sprach- und Datendienste anbieten. Im Bild D 33.2 wird der mögliche Aufbau eines Teilnehmerzugangsnetzes mit einer VoSHDSL-Lösung gezeigt. Für die Übertragung der Sprachinformation wird ATM Adaption Layer 2 (AAL2) verwendet, für die
Daten – AAL5. Eine derartige Konstellation hat sich trotz großer Vorschusslorbeeren nicht allumfassend in der Praxis durchgesetzt. Die Hauptursache für den nur mäßigen Erfolg ist in den Kosten für den Voice Gateway zu suchen. Die Umsetzung der als ATM-Zellen übertragenen Sprache in die für die Sprachnetze notwendige Form ist relativ aufwändig.
Bild D 33.2: Aufbau eines TAL-Netzes für VoSHDSL
In diesem Zusammenhang ist daher der so genannte Dual-bearer-Mode erwähnenswert, der die gleichzeitige Übertragung von ATM und TDM über eine TAL ermöglicht. In [D33.1] wird für dieses Verfahren die Abkürzung CVoDSL verwendet, die sonst eigentlich nur für ADSL-basierende Sprachübertragung genutzt wird.
Große Bedeutung, besonders wenn die Rede von Mehrpaarsystemen ist, hat die Ethernetverlängerung als Anwendungsfall. Man ist dabei bestrebt, eine Zehn-MBit/s-Ethernetverbindung so zu verlängern, dass es zu keiner Reduzierung der Bitrate durch die SHDSL-Strecke kommt. Beispielsweise bieten sich Lösungen mit vier DA an, die jeweils mit 2,5 MBit/s betrieben werden oder auch drei DA – mit jeweils 3,33 MBit/s.
Mittlerweile gibt es schon eine Vielzahl von Herstellern, die Geräte, die in den Technik-Ecken D 30 bis D 33behandelte Technologien anwenden, nutzen.
Geräte sind für den Einsatz bei einzelnen Teilnehmern genauso verfügbar wie für Linecard-Applikationen in DSLAM oder DLC. ZWR gibt es auch in mehreren Varianten. Interessant ist eine SHDSL-Anwendung zur Reichweiteerhöhung bei
ADSL. Ein so genannter „ADSL Loop Extender“ (ALE) setzt ADSL in der TVSt in SHDSL um, SHDSL wird bis zum Teilnehmer übertragen und dann beim Teilnehmer in ADSL „rückgewandelt“ [D33.2]
SHDSL TPS-TC Mode | Vierdraht-Bonding anwendbar? | Bitrate für 1 DA n · 64 KBit/s + i · 8 KBit/s |
Bitrate für zwei DA |
1 – Datenkanal | Ja | n = 3 … 36 i = 0 ... 7 192 ⇔ 2.312 KBit/s |
n = 6, 8 … 72 i = 0 … 7 384 ⇔ 4.608 KBit/s |
2 – Byteorientierter Datenkanal | Ja | n = 3 … 36 i = 0 192 ⇔ 2.304 KBit/s |
n = 6, 8 … 72 i = 0 192 ⇔ 2.304 KBit/s |
3 – Unstrukturiert DS1 | Nein | n = 24 i = 1 1,544 MBit/s |
entfällt |
4 – Strukturiert DS1 oder Fractional DS1 | Ja | n = 3 … 24 i = 1 193 ⇔ 1.544 KBit/s |
n = 6, 8 … 48 i = 2 386 ⇔ 3.088 KBit/s |
5 – Europäische unstrukturierte Standleitung mit 2,048 MBit/s (D2048U) | Ja | n = 32 i = 0 2,048 MBit/s |
n = 64 i = 0 4,096 MBit/s |
6 – Europäische strukturierte Standleitung mit 2,048 MBit/s (D2048S) | Nein | n = 32 i = 0 2,048 MBit/s |
entfällt |
7 – Europäische strukturierte Standleitung mit 2,048 MBit/s und Fractional | Ja | n = 3 … 32 i = 0 192 ⇔ 2.048 KBit/s |
n = 6, 8 … 64 i = 0 384 ⇔ 4.608 KBit/s |
8 – Synchrone ISDN-BRA | Ja | n = 3 … 36 i = 0 … 7 Nutzdaten 1 … 16 ISDN-BRA-Kanäle: 144 ⇔ 2.304 KBit/s |
n = 6, 8 … 72 i = 0 … 7 Nutzdaten 1 … 16 ISDN-BRA- Kanäle: 288 ⇔ 4.608 KBit/s |
9 – ATM | Ja | n = 3 … 36 i = 0 192 ⇔ 2.304 KBit/s |
n = 6, 8 … 72 i = 0 384 ⇔ 4.608 KBit/s |
Tabelle D 33.1: SHDSL-Anwendungsfälle laut ITU-T
Literatur
[D33.1] Lindecke, S.: SHDSL – Future Outlook. Broadband DSL World Forum 2002, Session D3, Berlin http://www.iec.org/events/2002/dslwfeurope/presentations/d3_lindecke.pdf
[D33.2] ADSL Loop Extender. http://www.adtran.com
[D33.3] TR-056 des DSL-Forums: Network Migration. Februar 2003