Spektrales Management
Einführung
In einigen früheren Ausgaben der Rubrik B der Technik-Ecke wurde immer wieder auf „Störungen“ eingegangen. Beispielsweise wurde darauf hingewiesen, dass es in Kabelbündeln, die teilweise aus mehreren Tausend verseilten DA bestehen, zur gegenseitigen Beeinflussung der DA kommt (Nebensprechen). Auf das Nebensprechen wurde bereits in der Ausgabe B 13 näher eingegangen. Es ist üblich, dass Kabelbündel mit unterschiedlichen xDSL- Systemen beschaltet sind, das heißt es gibt Nebensprechen von verschiedenen xDSL-Systemen. Mittels Spektrum-Managements soll das Nebensprechen gesteuert werden, um die spektrale Kompatibilität zu gewährleisten.
Bild B 19.1: Frequenzbänder verschiedener xDSL-Technologien
Ursachen
Das Bild B 19.1 verdeutlicht beispielhaft die Anordnung der von verschiedenen xDSL-Technologien genutzten Frequenzbänder. Wenn nur ein Netzbetreiber existiert, dann liegt die Verantwortung für das spektrale Management allein in seiner Hand: Das heißt er wird bestrebt sein, nur zueinander kompatible Technologien auszuwählen und einzusetzen, um die gegenseitige Beeinflussung der einzelnen Systeme zu minimieren. Der Wettbewerb auf der TAL hat jedoch dazu geführt, dass der Netzbetreiber es nicht mehr allein in der Hand hat, mit welchen Technologien ein Kabelbündel beschaltet wird. Daher ist ein komplexes Kabelmanagement notwendig geworden. Für diesen Fall gibt es Normen und Richtlinien als Handlungsgrundlage, die von Netzbetreibern beachtet werden müssen, um zu gewährleisten, dass eine maximale Performance für alle Teilnehmer erreicht wird.
Es existieren mehrere Möglichkeiten, um das spektrale Management umzusetzen. Richtlinien müssen individuell für jedes Teilnehmerzugangsnetz ausgewählt werden und hängen von den jeweiligen wirtschaftlichen und politischen Randbedingungen ab. Man unterscheidet zwischen Referenzmethode, Frequenzmanagement und DA-Management [B 19.1].
Referenzmethode
In den USA wird für die spektrale Kompatibilität eine Referenzmethode herangezogen. Mitte der 90er- Jahre gab es im T1-Ausschuss erste Aktivitäten zum spektralen Management. Im Ergebnis wurden neun Spektrum-Management-Klassen (Spectrum Management Class – SMC) definiert. In der Folgezeit kamen weitere xDSL-Technologien dazu. Anfang 2001 wurde dann die erste Ausgabe der T1.417 verabschiedet [B 19.2]. Das Grundanliegen besteht darin, eine spektrale Kompatibilität zwischen allen „Basissystemen“ herzustellen. Für jede SMC wurden PSD-Masken (Power Spectrum Density Template) definiert, die durch neue Systeme nicht überschritten werden dürfen. Folgende Systembeispiele können für die einzelnen SMC herangezogen werden:
• SMC 1: ISDN-BRA und MDSL mit einer Bitrate ≤ 288 KBit/s
• SMC 2: MDSL mit einer Bitrate von 288 KBit/s bis ≤ 528 KBit/s
• SMC 3: HDSL und MDSL mit einer Bitrate von 528 KBit/s bis ≤ 784 KBit/sSMC 4: HDSL2
• SMC 5: ADSL mit nicht überlappendem Spektrum und RADSL
• SMC 6: VDSL
• SMC 7: MSDSL mit Bitraten von 1.168 KBit/s bis ≤ 1.568 KBit/s
• SMC 8: MSDSL mit Bitraten von 784 KBit/s bis ≤ 1.168 KBit/s
• SMC 9: ADSL mit überlappendem Spektrum.
Eine neue xDSL-Technologie darf kein so starkes Nebensprechen erzeugen, dass die Performance eines Basissystems beeinträchtigt wird. Durch die Festlegung von Basissystemen ist für den Test einer neuen Technologie kein Wissen zu allen anderen Technologien notwendig (diese wurden ja vorher in Gruppen zusammengefasst).
In den nachfolgenden Bildern (in Anlehnung an B19.2]) sind die ersten zu den SMCs festgelegten PSD-Masken aufgeführt. Diese Auflistung wird in der Ausgabe B 20 der Technik-Ecke fortgeführt.
Bild B 19.2: PSD-Maske der SMC 1 Bild B 19.3: PSD-Maske der SMC 2
Bild B 19.4: PSD-Maske der SMC 3 Bild B 19.5: PSD-Maske der SMC 4 TU-C (Abwärtsrichtung)
Bild B 19.6: PSD-Maske der SMC 4 TU-R (Aufwärtsrichtung)
Literatur
[B19.1] Kessler, T.; Symalla, S.: Spectral management in an unbundled environment. ISSLS 2002.
[B19.2] T1.417 – Spectrum Management For Loop Transmission Systems