Technik-Ecke E23 vom 18. Februar 2005

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Varianten für sehr hohe Übertragungsraten (VDSL)

BDSL
Wie bereits in Ausgabe E 22 der Technik-Ecke erwähnt, gab es anfangs zwei Ansätze für hochbitratige Übertragung: VHDSL und VADSL. Um Verwirrungen infolge der Bezeichnungsvielfalt auszuschließen, sprach man bald von BDSL, denn die Abkürzung VDSL war damals durch das Digital Audio-Visual Council (DAVIC) belegt.

VHDSL
Um der Bezeichnungsvielfalt ein Ende zu setzen, wurde vom heutigen DSLF im Juni 1995 VDSL als offizielle Bezeichnung für Datenübertragungsverfahren mit Bitraten größer als ADSL festgelegt. Die Normungsaktivitäten zu VDSL begannen bereits im Juni 1994. Ursprüngliches Ziel war die Übertragung größtmöglicher Bitraten, quasi als „Verlängerung“ der LWL (vergleiche Ausgabe B 18 der Technik-Ecke). Die damit entstehenden kurzen Reichweiten lassen höhere Bitraten zu. Entscheidend für die Funktionalität ist die Auswahl des Leitungscodes beziehungsweise des Modulationsverfahrens, wobei hier ein Basisbandübertragungsverfahren favorisiert wird (ohne POTS, da LWL-Verlängerung). Ähnlich wie bei ADSL entwickelten sich bald zwei Lager, die zum einen ein Mehrträgerverfahren (Multi Carrier Modulation – MCM) ähnlich ADSL und zum anderen ein Einträgerverfahren (Single Carrier Modulation – SCM). Die VDSL-Koalition (http://www.vdslcoalition.net) befürwortete SCM, hingegen setzte die VDSL-Allianz (http://www.vdslalliance.com) auf MCM. In der 2003 durchgeführten VDSL-Olympiade gingen die DMT-basierenden MCM-Verfahren siegreich hervor. Weitere Informationen zu VDSL wird es in zukünftigen Ausgaben der Technik-Ecke geben.

  BDSL
Ausführliche Bezeichnung Broadband Digital Subscriber Line
Kategorie Technologie
Anwendung/ Beschreibung BDSL wurde anfänglich als Synonym für VDSL verwendet. Heute ungebräuchlich.
Stammbaum-zuordnung Kupferleitung – duplex – asymmetrisch – mit 2 Splittern – größer 6,4 MBit/s
Erstnennung etwa 1993/1994
Normung keine bekannt
Quellen http://www.adsl.com/general_tutorial.html, Dressel, V.; Beutmueller, A.: DSL testing issues. Telecommunications, August 2000, S. 51- 52

Tabelle E 23.1: BDSL

 

  10PASS-TS (10PASS-V)
Ausführliche Bezeichnung 10-MBit/s-Übertragung mit Bandpassverfahren über twisted pairs und short haul
Kategorie Technologie
Anwendung/ Beschreibung Von der IEEE 802.3ah-Projektgruppe EFM (Ethernet in the First Mile) geprägte Bezeichnung für eine Norm „EFM on
Copper“. In der Variante 10PASS-V steht „V“ für VDSL.
Stammbaum-zuordnung Kupferleitung – duplex – asymmetrisch – mit 2 Splittern – größer 6,4 MBit/s
Erstnennung Juli 2002
Normung IEEE EFM 802.3ah
Quellen Lackner, H.: IEEE-Tagung: Ethernet bis
ins WAN. Sturm auf letzte ATM-
Bastionen. LANline, 2002, H.9, S.61-66

Tabelle E 23.2: 10PASS-TS (10PASS-V)

 

  VDSL
Ausführliche Bezeichnung Very high bit rate Digital Subscriber Line
Kategorie Technologie
Anwendung/ Beschreibung xDSL-Technologie mit größten Bitraten, xDSL der Zukunft. Weiterentwicklung von ADSL (in Abwärtsrichtung bis 52 MBit/s), aber auch symmetrische Bitraten (bis 28 MBit/s). Reichweite meist deutlich unter 1 km. Nur in Verbindung mit Glasfaserstrecken sinnvoll. Mögliche Leitungscodes CAP/QAM, DMT/Zippeer.
Stammbaum-zuordnung Kupferleitung – duplex – asymmetrisch – mit 2 Splittern – größer 6,4 MBit/s – VDSL; Kupferleitung – halbduplex –
vorwählbares Zeitraster
Erstnennung etwa 1993, seit Juni 1995 ist VDSL offizielle Bezeichnung
Normung ANSI T1E1.4/98- 043; ETSI TS 101 270 Part 1, ITU G.993.1
Quellen http://xdsl.teleconnect.de (Kapitel VDSL)
http://www.vdsl.org

Tabelle E 23.3: VDSL

  VDSL.Lite
Ausführliche Bezeichnung Very high bit rate Digital Subscriber Line.Lite
Kategorie Technologie
Anwendung/ Beschreibung Mit VDSL.Lite wurde eine Technologie bezeichnet, die die „Lücke“ zwischen ADSL und VDSL schließen sollte. Vorschlag von STMicroelectronics und Telia Reserach zu Zipper-VDSL, der voll kompatibel zu ADSL und G.lite war. Man betrachtete ADSL und VDSL zukünftig als einen Markt!
Stammbaum-zuordnung Kupferleitung – duplex – asymmetrisch – mit 2 Splittern – größer 6,4 MBit/s – VDSL – DMT
Erstnennung Ende 1999
Normung keine bekannt
Quellen http://xdsl.teleconnect.de (Kapitel VDSL) STMicroelectronics and Telia Research… http://www.chipcenter.com/networking/
mdp/webscan/mn007/mn007611.htm

Tabelle E 23.4: VDSL.Lite

 

  3G-DSL
Ausführliche Bezeichnung 3rd Generation-Digital Subscriber Line
Kategorie Technologie
Anwendung/ Beschreibung Vorschlag von Ikanos Communications zur flexiblen Programmierung der VDSL-Frequenzbänder bei DMT- basierender Lösung. Bei asymmetrischer Betriebsweise können 20 MBit/s über 2 km, bei symmetrischem Betrieb – 10 MBit/s über 1,6 km, übertragen werden.
Stammbaum-zuordnung Kupferleitung – duplex – asymmetrisch – mit 2 Splittern – größer 6,4 MBit/s – VDSL – DMT
Erstnennung 2002
Normung keine bekannt
Quellen persönliche Mitteilung

Tabelle E 23.5: 3G-DSL

 

  LRFE
Ausführliche Bezeichnung Long Range Fast Ethernet
Kategorie Technologie
Anwendung/ Beschreibung Bezeichnung von Ikanos Communications 25 MBit/s symmetrisch über 1 DA; 100 MBit/s symmetrisch über 4 DA bis zu 1,6 kft. Mit noch mehr DA sind bei 100 MBit/s 5 kft möglich. Bei > 1DA kommt inverses Multiplexen zur Anwendung. Eingesetzt wird Ethernet over High Level
data Link Control (HDLC) over VDSL
Stammbaum-zuordnung Kupferleitung – duplex – asymmetrisch – mit 2 Splittern – größer 6,4 MBit/s – VDSL – DMT
Erstnennung 2002
Normung keine bekannt
Quellen Sevalia, P.: The Fundamentals of Long Range Fast Ethernet (LRFE).
http://www.ikanos.com

Tabelle E 23.6: LRFE

 

  100MDSL
Ausführliche Bezeichnung 100 MBit/s Digital Subscriber Line
Kategorie Technologie
Anwendung/ Beschreibung DSL-Technologie, die über eine oder mehrere Leitungen 100 MBit/s übertragen kann. Dazu werden für kürzere Reichweiten (geringe Kabeldämpfung) höhere Frequenzen verwendet. Durch dieses adaptive Spektrum verteilt sich
das genutzte Spektrum im Kabel und das Übersprechen auf genutzte Frequenzen der Nachbardoppelader wird reduziert.
Stammbaum-zuordnung Kupferleitung – duplex – asymmetrisch – mit 2 Splittern – größer 6,4 MBit/s – VDSL – DMT Adaptives Spektrum
Erstnennung August 2002
Normung keine bekannt
Quellen A DSL Path to 100 Mbps everywhere: Dynamic Spectrum Management
http://www.stanford.edu/class/msande237/viewgraphs/Cioffi.ppt

Tabelle E 23.7: 100MDSL

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Dr. Andreas Bluschke

Andreas Bluschke erhielt seine Dipl.-Ing.- und Dr.-Ing.-Titel 1982 bzw. 1986 vom Leningrader Elektrotechnischen M.A. Bontsch-Brujewitsch-Institut für Fernmeldewesen (LEIS) , UdSSR. Er ist Mitbegründer der Teleconnect GmbH in Dresden und war von 1990 bis 2018 einer der Geschäftsführer der Teleconnect GmbH, wo er insbesondere für F&E-Aktivitäten verantwortlich war. Als erfahrener Projektleiter war er in den Bereichen PDH, SDH, ISDN, ATM, xDSL und optische Zugangs- und Hausnetze tätig. Er ist Autor und Herausgeber zahlreicher Bücher und Zeitschriftenartikel zu den Themen Leitungskodierung, xDSL, optische Kommunikation und Zugangsnetze. Nach der Akquisition des LiFi-Geschäfts des unter Beteiligung der Teleconnect GmbH gegründeten Joint Ventures Firefly Wireless Networks durch Philips Lighting (heute Signify) ist er 2019 als Systemarchitekt nach Eindhoven, Niederlande, gewechselt. Während seiner beruflichen Laufbahn hat er eine Vielzahl von Patentanmeldungen getätigt.

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