CSI oder Fußballmannschaft?

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Ich gebe es zu: Ich gehöre zu den Fernsehguckern. Heute zwar nach Bedarf und zeitlich nicht mehr an das Programmheft gebunden, verbringe ich durchaus einige Stunden Freizeit mit dem fast passiven Konsum von Fernsehsendungen in der Regel Serien oder Fernsehfilme.

So war ich auch Anfang der 2000er begeisterter Fan der Serie CSI. Dies nicht nur wegen der bunten Bilder, dem herausragenden Soundtrack („Whooo are you..“), sondern auch wegen den Teams, die immer wieder schwierigste Fälle lösten.
Das hat häufig die eigenen Erfahrungen in der Produktentwicklung stark kontrastiert und führte zu einem schönen Ausgleich. Gut, Sport treiben wäre sicherlich gesünder gewesen!

Was machte diese Teams so erfolgreich? Ich würde es vereinfacht so zusammenfassen:

    1. Perfekt eingeübte Routineaufgaben (selten wurde eine Probe schlechtgeprüft)
    2. Eine offene, zeitige Kommunikation basierend auf gegenseitigem Vertrauen (zu allen Tages-und-Nachzeiten)
    3. Eine starke Führung, die alle wichtigen Entscheidungen traf, aber auch auf einzelne Teammitglieder einging

Sind dies Qualitäten, die auch einem Produktentwicklungsteam helfen würden? Ja, aber sicherlich!
Gerade in kleinen Entwicklungsteams, die eine klare Aufgabe haben, würde eine solche Konstellation um einen starken Leiter herum immer wieder gute Ergebnisse liefern.

Deshalb habe ich lange gesagt: Die Produktentwicklung ist kein Platz für demokratisch angehauchte Diskussionen, sondern ein Teamsport! Es muss einen geben, der führt.
Daher glaube ich auch nicht an die Anwendung der Holakratie in der Produktentwicklung.

Nun sind wir wieder ein paar Jahre weiter und haben diverse Organisationsformen in der Produktentwicklung mitgemacht, insbesondere Agile. Daher revidiere ich meine Aussage etwas und sage: Für größere Teams sollte nicht das CSI-Modell greifen, sondern das, des modernen Fußballteams.

Wir benötigen immer noch sehr gut eingeübte Routineaufgaben (Ballannahme, Standardsituationen, usw.), sehr offene, zeitige Kommunikation (beispielsweise um Abseitssituationen zu vermeiden) und sicherlich auch eine starke Führung.
Aber gerade bei der Führung läuft ein Fußballteam doch erheblich anders als ein CSI-Team, oder?

Es gibt einen Trainer, der die Besetzung und Strategie des Teams von der Seitenlinie aus mit einem Zeitverzug auf die Lage anpasst. Es gibt aber auch einen Kapitän in der Mannschaft, als Bindeglied zwischen dem Trainer und der Mannschaft.

Ansonsten sind alle Positionen in einem Fußballteam spielentscheidend und gleichwertig. Hakt es in der Abwehr wird es nix mit dem Sieg. Klappt es nicht auf der rechten Seite, kann die linke noch so gut spielen. Wichtig ist, dass das Team selbständig auf veränderte Rahmenbedingungen reagiert und Situationen nutzt, um das Ziel zu erreichen.

Wie sieht Ihr Produktentwicklungsteam aus, wie ein CSI-Team oder wie eine Fußballmannschaft?

Diese Meinungen sind meine eigenen, persönlichen und nicht "die Meinung" eines Unternehmens.

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Rüdiger Klein

Rüdiger Klein ist geschäftsführender Gesellschafter der Teleconnect und ein Experte für die Entwicklung neuer Produkte mit dreißig Jahren Erfahrung im Marketing und Produktmanagement in der Telekommunikations- und Automobilelektronikbranche. Er ist ein ehemaliger Mitarbeiter von Alcatel Lucent und Panasonic. Er hat einen Abschluss als Elektroingenieur der RWTH Aachen und einen MBA der Cornell University.

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