Single Pair Ethernet in der Industrie – tolle Technik, ausgebremst vom Steckerkrieg?

By
1 Minute Read

In der Telekommunikation ist es unabdingbar, dass man sich auf einen Standard einigt. Ohne Standard, können Produkte verschiedener Hersteller nicht miteinander kommunizieren.

Ein ausgefeilter Prozess der Standardisierung soll sicherstellen, dass unter der Führung der IEEE, ETSI oder ITU diese Standards auf Basis von technischen Vorteilen entstehen, die dazu führen, dass Endnutzer einen maximalen Nutzen durch die Technologie erzielen.

Da die Akteure der Standardisierung jedoch häufig Unternehmen sind, ist dieser Prozess immer auch getrieben von handfesten wirtschaftlichen Interessen. So entsenden große Unternehmen kontinuierlich Mitarbeiter zu entlegenen Orten auf der Welt, um dort die Interessen der Unternehmen zu vertreten. Viele Beiträge werden so zu technischen Argumentationen für bestehende Technologien, die dem bereitstellenden Unternehmen einen schnellen Marktzugang und möglichst viele anwendbare Patente sichern sollen.

Das ist nichts Neues und auch nicht überraschend. Die wichtigste Alternative ist die eigene Marktmacht auszunutzen um einen de-facto Standard zu etablieren. Das ist in einem Markt, der von vielen Produzenten beliefert wird, aber in der Regel kaum möglich. In kleineren, fragmentierten Märkten jedoch, kann dies gut funktionieren, wie man im Home Automation Bereich beispielsweise bei Loxone oder Home-IP sieht.

Der Industrieautomatisierungsmarkt ist wohl weder so fragmentiert wie der Home Automation Bereich noch so homogen, wie der Telekommunikationsbereich. Und so kommt es, dass die Technologie Single Pair Ethernet aus dem Automotive Bereich für Industrieapplikationen entdeckt wurde und gleich zwei Industrieverbände sich der Ausbreitung dieser Technologie verschrieben haben.

Man sollte meinen, dass mehr Teilnehmer auch zu einer schnelleren Verbreitung führen. Aber das ist wohl aktuell nicht der Fall, denn während sich das SPE Industrial Partner Network für die von der ISO/IEC JTC 1/SC 25/WG 3 und TIA42 in 2018 festgelegte Schnittstelle T1 Industrial nach IEC 63171-6 als einheitliches Media Depended Interface (MDI) einsetzt neigen die Unternehmen der SPE System Alliance zu den Varianten IEC 63171-2 (IP20) sowie IEC 63171-5 für IP67-Umgebungen.

Für Unternehmen, wie die #Teleconnect, die Produkte für Kunden weltweit entwickeln, stellt sich Frage, welche Steckervariante verwendet werden sollte. Häufig führt dies zu unangenehmen Entscheidungen und unnötigen Produktvarianten, deren jeweilige Vorteile schwer vermittelbar sind.

Es bleibt zu hoffen, dass sich die Marktteilnehmer zeitnah einigen, noch dazu, weil es sich in beiden Industriekonsortien um primär deutsche Unternehmen handelt.

 

Was denken Sie? Sehen Sie die Tatsache, dass es keinen einheitlichen Steckerstandard gibt als Behinderung der Verbreitung von Single Pair Ethernet?

Picture of Rüdiger Klein

Rüdiger Klein

Rüdiger Klein ist geschäftsführender Gesellschafter der Teleconnect und ein Experte für die Entwicklung neuer Produkte mit dreißig Jahren Erfahrung im Marketing und Produktmanagement in der Telekommunikations- und Automobilelektronikbranche. Er ist ein ehemaliger Mitarbeiter von Alcatel Lucent und Panasonic. Er hat einen Abschluss als Elektroingenieur der RWTH Aachen und einen MBA der Cornell University.

Author